Im Moment schwirren mir so viele Gedanken im Kopf. Ich sehe egal wo wir hier sind immer viele Kinder. Ich habe mir schon oft die Frage gestellt: „Warum gibt es in den USA so viele Kinder und warum nicht in Deutschland?“ Bevor wir in die USA umgezogen sind, habe ich immer gedacht Deutschland wäre ein Familienparadies. Es gibt Mutterschutz und Elternzeit, Kindergeld, Elterngeld und eine Familienkrankenversicherung und natürlich geförderte Kindergartenplätze und ein gutes kostenloses Schulsystem. Aber all das scheint nicht die Entscheidung für eine Familie positiv zu beeinflussen. All das gibt es nämlich in den USA nicht und trotzdem kommen hier viel mehr Kinder auf die Welt als bei uns in Deutschland.
Positive Einstellung zu Kindern
Natürlich kann ich das jetzt nicht wissenschaftlich fundiert erklären, aber ich finde, dass meine alltäglichen Beobachtungen zeigen, dass die ganze staatliche Unterstützung wenig bringt, wenn eine positive Einstellung zu Kindern fehlt. Im Alltag ist es mir noch nie passiert, dass ich mich auf Grund unserer Kinder eingeschränkt gefühlt habe. Kaum war ich letztes Jahr für ein paar Tage in Deutschland, schon hatte ich das Gefühl, dass Kinder eigentlich nur stören.
Kinder? In Amerika sind sie etwas Normales
Der größte offensichtliche Unterschied ist, dass Kinder in den USA einfach dazu gehören. Überall sieht man sie. Selbst in New York leben viele Familien mit Kindern. Sie sind kein Störfaktor, sondern Normalität. Es ist selbstverständlich eine Familie zu Gründen. Es ist auch selbstverständlich, dass nach dem ersten, das zweite und dritte kommt.
Helfende Hände
In New York ist es normal, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Viele Familien haben kein Auto. Jedoch ist das ganze Bus und Bahn System nicht gerade kinderfreundlich. Viele U-Bahn-Stationen sind nicht barrierefrei. Es gibt keine Niederflurbusse, die Kinderwägen müssen zusammengefaltet werden. All das ist kein Problem. Wenn ich mit den Kindern alleine unterwegs bin, werde ich immer angesprochen, ob wir Hilfe benötigen. Der zusammengeklappte Kinderwagen wird in den Bus getragen und mir beim Aussteigen wieder zusammengebaut. Jeder kennt einfach das Problem und ist gerne hilfsbereit.
Kinder sind dabei
Es ist selbstverständlich, dass Familien auch in sehr gute Restaurant essen gehen, mit kleinen Kindern, die auch mal schreien. Der Kellner bringt einen Hochstuhl und Wachsmalstifte an den Tisch und es gibt ein Kindermenu. Sie können auch mal laut sein…Beschwerden gibt es keine!
Wohnen mit Kindern kein Problem
Eltern mit Kinder werden als Mieter normal akzeptiert. Bei unserer Wohnungssuche war es selbstverständlich, dass wir Kids haben. In Deutschland werden ja oft Wohnungen nur an Ehepaare ohne Kinder vermietet, weil es sonst den anderen Mietern zu laut ist. Das habe ich schon oft gehört und auch schon selber die Erfahrung gemacht. Ich muss da nur an die Nachbarschaft meiner Eltern denken. Alle sind schon etwas älter und als eine Nachbarin ins Altenheim gezogen ist, wurde sie bequatscht, das Haus doch bitte nicht an eine Familie mit Kindern zu verkaufen. Sie würden die Ruhe stören! Und uns ist es selbst passiert. Der Vermieter hat uns gesagt, dass er Angst um die Hausgemeinschaft hat. Seine Angst kann man ja verstehen, aber macht nicht gerade die Einstellung zu Kindern uns das Leben schwer?
Kinder zu haben ist positiv
Uns scheint einfach die positive Einstellung zu Kindern und Familie abhandengekommen zu sein. Die staatliche Unterstützung schafft es leider auch nicht, eine allgemein positive Einstellung zu schaffen. Kinder sind ein Störfaktor. Da fällt mir noch eine schöne Formulierung ein, die den Unterschied zwischen den USA und Deutschland zeigt. In einem deutschen Bericht habe ich letztens gelesen, dass ein Kindergartenkind eine Gemeinde pro Jahr so und so viel Euro kostet. Hier in den USA kosten die Kinder nichts…unser Städtchen investiert in sie Geld. Und sie ist stolz drauf! Das hört sich doch auch gleich viel besser an und hat nicht den negativen Beigeschmack, dass für Kindergartenkinder so viel Geld ausgegeben wird.
Klar Kinder sind anstrengend, sie nerven und sie brauchen eine Menge Zeit. Manchmal wünsche ich mir auch meine alte Freiheit zurück. Aber, wenn ich mal alleine unterwegs bin vermisse ich sie unendlich und, wenn ich in die Augen von Mima und Momo schaue, dann möchte ich mein Leben für nichts auf der Welt eintauschen. Unsere Kinder bereichern unser tägliches Leben und sind alles andere als ein Störfaktor. Und wenn ich meine Eltern und Schwiegereltern sehen. Was würden sie nur ohne ihre Kinder machen. Besuche, gemeinsame Urlaube, Familienfeste, sich gegenseitig unterstützen…für einander da sein. Ich hoffe, dass wir uns etwas aus den USA abschauen können, damit Kinder in unserer Gesellschaft wieder positiver wahrgenommen werden.
Wenn du meine Blogposts liest, ist die Wahrscheinlichkeit ja ziemlich hoch, dass du auch Familie hast. Wie siehst du das Thema. Werden deine Kinder durchweg positiv aufgenommen, oder hast du auch schon einmal erlebt, dass sie ein Störfaktor sind? Ich freue mich über deinen Kommentar,
bis bald
Katja
klasse geschrieben
Vielen lieben Dank!
Toller Bericht Katja😘
Danke, liebe Katja😘
Die Erfahrung hab ich auch so gemacht! Da stehen hier in den Wohnungsanzeigen doch tatsächlich Angaben wie „an ein kinderloses Paar“ oder „Kinder ab 10J.“ – da fühlt man sich als Familie nicht gerade willkommen…
Liebe Friederike, das ist echt schade. Aber ganz ehrlich, da wollte ich dann auch gar nicht mit Kindern wohnen. Da ist ja der Stress vorprogrammiert. LG Katja
Das kann ich voll unterschreiben. Wir haben 5 Jahre in den USA gelebt und sind im September zurück nach Deutschland gezogen mit 4 Kindern. Gestern waren wir das 1. Mal wieder in Deutschland im Restaurant. Man wir sofort gemustert, bewertet und es wird sich laut und hörbar gewundert, dass man a) 4 Kinder hat und b) mit 4 Kindern ins Restaurant geht. Wir waren in den USA regelmäßig im Restaurant, hat allen immer Spaß gemacht. Alle sind locker und freundlich, Fremde kommen an den Tisch und loben die Kinder, machen Späße. Hier muss ich so schnell nicht mehr ins Restaurant… . Übertragbar auf viele andere Situationen. Kinder stören in Deutschland meistens nur. Stimme zu, dass wir hier eine kinderfreundlichere Athmosphäre dringend brauchen könnten.
Oh das tut mir leid! Dann genieße ich unsere Zeit hier noch mehr;-)
Ich gebe dir in vielen Punkten recht! Wir leben in Kalifornien und da ist es auch super kinderfreundlich. Egal ob Restaurant oder Supermarkt, überall gibt es nette Kommentare und hilfsbereite Menschen. Aber es gibt auch Dinge die ich in USA nicht so toll finde, wie der ständige Lerndrang und Konkurrenzkampf, der schon in der Preschool beginnt. Wie ist das in NY?
Liebe Verena, ja, alles finde ich auch hier nicht toll;-) Preschool ist bzw. war da auch ein Thema. Was wir festgestellt haben, ist, dass es ganz stark darauf ankommt in welche Schule die Kinder gehen. Mima war zuerst in einer privaten Preschool und da stand lernen im Fokus. Das war uns aber bei der Anmeldung gar nicht bewußt und ich war ziemlich geschockt. Jetzt geht sie auf die Public Preschool. Da lernt sie ihren Namen zu schreiben, wenn sie möchte auch mehr. Sie hat kein Workbook und alles ist spielerisch. Konkurrenzkampf gibt es da glücklicherweise gar nicht. Sie hat aber auch ganz tolle Lehrer. Liebe Grüße Katja